Sonntag, 23. August 2020

[Rezension] Love is Loud - Ich höre nur dich

Buchcover



Infos


Titel: Love is Loud - Ich höre nur dich
Autor: Kathinka Engel
Anzahl der Seiten: 416
Verlag: Piper
Preis: 12,99 €
ISBN-13: 978-3-492-06224-4
Erscheinungsdatum: 03. August 2020
Rezensionsexemplar: Ja. Danke an den Verlag für die Bereitstellung.




Ihr ganzes Leben lang hat Franziska vorausgedacht, nichts dem Zufall überlassen. Als sie sich für ein freiwilliges soziales Jahr in New Orleans entscheidet, steht für sie fest: Wenigstens ein großes Abenteuer erleben, bevor sie einen langweiligen, aber sicheren Bürojob antritt. Nicht einmal Hugo, der alte Griesgram, um den sie sich kümmern muss, kann ihre Begeisterung trüben. Denn die laute, ungewöhnliche Stadt zieht Franziska sofort in ihren Bann. Und dann begegnet sie dem attraktiven und aufregenden Musiker Lincoln. Er lebt für den Moment, denkt nicht an morgen. Er entführt Franziska in eine Welt ohne konkrete Pläne, voller Farben, Musik und ansteckender Lebensfreude. Und auf einmal ist sie nicht mehr sicher, dass sie weiß, wie ihre Zukunft aussieht …


Bisher habe ich ein Buch von Kathinka Engel gelesen und dieses habe ich sehr gerne gemocht, genau aus diesem Grund wollte ich unbedingt Love is Loud - Ich höre nur dich lesen. Nur leider kann eine nicht jedes Buch zusagen und dieses gehört leider in die Kategorie.

Was passiert in diesem Buch?

"Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf. Sechs. Sieben. Acht. Neun. Zehn."
Für Franziska steht eines fest, sie hat noch genau ein Jahr um Abenteuer zu erleben, bevor ihr geregeltes Leben mit einem Bürojob und vielleicht irgendwann einer soliden Beziehung, Ehe, Kinder und ein Reihenhaus losgeht. Alles ist seit Jahren von ihr und ihrer Mutter bis ins Kleinste durchgeplant. Nur das Franziska plötzlich auf den Weg nach New Orleans ist um sich dort ein Jahr um einen alten Mann zu kümmern war so nicht geplant. Sie will diese Chance nutzen und nach und nach merkt sie auch, dass es sich lohnt jede Minute ihrer Zeit in den USA zu nutzen. Doch genauso wenig wie ihr Aufenthalt in New Orleans anfangs geplant war, ist die Begegnung mit Link vorhersehbar. Und dennoch stellen beide Ereignisse Franziskas Welt ordentlich auf den Kopf.

Konnten mich die Protagonisten überzeugen?

Ganz allgemein mochte ich beide Protagonisten ganz gerne, allerdings hatte ich auch mit beiden so meine Probleme.


Aber erst einmal zu Franzi. Sie fand ich zu Beginn des Buches ein wenig anstrengend, ihr ständiges gezähle im Kopf bevor sie eine Entscheidung trifft war auch nicht sonderlich förderlich. Ich hatte einfach das Gefühl, dass sie keine wirklich eigene Meinung hat und schon gar keine eigenen Entscheidungen treffen kann, denn alles, was sie gemacht hat, war von der Frage durchzogen, ob ihre Mutter es gutheißen würde. Und das bei einer Frau von Anfang 20. Auch das sie ständig von sich in der dritten Person geredet hat und sich in die "Franzi vor New Orleans" und die "Franzi in New Orleans" aufgeteilt hat war nach der dritten Szene, in der dies so vorkam, wirklich anstrengend. Und auch ihren neuen Spitznamen fand ich nicht ganz so toll, da wäre ich doch lieber bei Franzi geblieben. Nach und nach allerdings ist Franzi mir sympathischer geworden, sie hat ihr Rückgrat gefunden und auch mal einfach ein wenig Spaß gehabt, ihre Zeit genossen und nicht jede Situation überanalysiert. Die Franzi mochte ich wirklich gerne und ich hätte mich gefreut, wenn sie ein wenig eher zum Vorschein gekommen wäre.
Was Link angeht, so mochte ich ihn eigentlich ganz gerne. Ich habe bei einigen Rezensionen gelesen, dass die Leser nicht so von seiner Vergangenheit und seiner Umtriebigkeit was Frauen angeht begeistert waren, aber das hat mich ehrlich am wenigsten gestört. Jeder hat seine Vergangenheit. Auch seine Loyalität und seine Begeisterung für die Stadt, in der er lebt und seine Musik fand ich klasse. Das waren alles Punkte, die ich wirklich an ihm mochte und die mich in seinen Bann gezogen haben, genau wie seine sehr unbekümmerte und witzige Seite. Seine melancholische und aufopfernde fand ich dagegen eher weniger gut. Wobei mich vor allem sein Stolz gestört hat. Denn selbst in der schlimmsten Situation sollte man seinen Freunden und der Familie so viel vertrauen, dass man um Hilfe bittet. Aber das Link um jeden Preis den Märtyrer spielen musste war einfach nicht meins. Eine bessere Mischung aus allen seinen Charakterzügen wäre nach meinem Geschmack besser gewesen.
"Du denkst, du brauchst es laut und mutig und wild. Aber denk daran, dass das Süße und Milde nicht weniger wertvoll ist. Ankommen, Link, kannst du nur, wenn du beides hast."
Auch die Beziehung von Franzi und Link war nicht zu hundert Prozent mein Fall. Für mich ging zwischen den beiden irgendwie alles zu schnell und dennoch war es nicht tief genug. Ich weiß nicht wie ich es sonst beschreiben soll. Als die beiden sich kennengelernt haben, war es irgendwie nur eine Freundschaft und es hat sich langsam entwickelt. Bis zu diesem Punkt war es für mich nachvollziehbar. Doch dann war Link plötzlich total fasziniert von Franzi und die große Liebe hat auch nicht lange auf sich warten lassen. Alles schön und gut, nur sind mir beim Lesen kaum Gefühle aufgekommen. Es war alles zu seicht und eher unkompliziert, nichts was einem mitreißt oder gar mitfühlen und sich verlieben lässt. Hier wäre es vielleicht gut gewesen, wenn es ein bisschen weniger drumherum gegeben hätte und dafür mehr Momente die tiefer gehen als ein Kinderplanschbecken.

Gab es etwas, was mir nicht gefallen hat?

Ich habe ja nun schon einiges angesprochen, aber eine Sache gibt es dennoch, die ich an dieser Stelle ansprechen muss, und zwar die Langatmigkeit von des Buches. Es gab leider viele Stellen, die sich für mich unnötig in die Länge gezogen haben, sodass ich oft das Gefühl hatte, dass schlicht nichts in der Geschichte passiert. Dazu gab es noch einige Wiederholungen, die auch nicht gerade zur Spannung beigetragen haben.

Gab es etwas, was ich noch erwähnen muss?

Nachdem ich jetzt schon so viel Kritik geübt habe, muss ich auch noch etwas Positives loswerden. 
Und zwar zum einen der Schreibstil von Kathinka Engel. Den mochte ich schon in ihrem anderen Buch und der konnte mich auch jetzt wieder überzeugen. Er ist leicht und locker, hilft dabei schnell in die Story zu kommen und ist oft sehr ausdrucksstark. Der Stil ist schlicht großartig.


Und genauso großartig waren das Setting, die Musik und die Nebencharaktere. Die gesamte Stimmung, die im Buch aufgekommen ist, konnte mich überzeugen. Alleine die authentische Darstellung von New Orleans war mitreißend, dazu kamen noch die Leidenschaft zur Musik und Nebencharaktere, die mir oft mehr gefallen haben als die Protagonisten. Alleine dafür lohnt es sich, dieses Buch zu lesen und dies wird auch ein Grund sein, warum ich die Reihe trotzdem weiterverfolgen werde.

Wie ist meine abschließende Meinung zum Buch?

Trotz vielen Kritikpunkten mochte ich Love is Loud recht gerne. Es war keine Story, die mich komplett von sich überzeugen konnte oder die für mich ein Highlight war, dennoch war sie insgesamt so gut, dass ich die Reihe weiterverfolgen werden. Es war schlicht eine nette Geschichte, mit einer besonderen Stimmung und manchmal reicht dies schon aus um weiterzulesen.


Für mich eine Story mit vielen Kritikpunkten, die aber mit einer wundervollen Stimmung und einem tollen Setting punkten konnte.




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