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Montag, 5. April 2021

[Rezension] Wenn ich die Augen schließe

Buchcover



Infos


Titel: Wenn ich die Augen schließe
Autor: Ava Reed
Anzahl der Seiten: 320
Verlag: Loewe
Preis: 14,95 €
ISBN-13: 978-3-7432-0253-5
Erscheinungsdatum: 08. Oktober 2020
Rezensionsexemplar: Nein.




Was, wenn du dich an alles erinnern kannst – außer an deine Gefühle?

Diese Frage stellt sich Norah nach einem schweren Autounfall. Zwar erinnert sie sich an die meisten Momente ihres Lebens, aber eben nicht an das, was sie dabei empfunden hat. Liest sie gern? Liebt sie ihren Freund? Findet sie ihre kleine Schwester tatsächlich so nervig? Nur ihren Sandkastenfreund Sam verbindet sie noch mit einem Gefühl. Doch sie hatten seit Jahren keinen Kontakt, weil Norah beliebt wurde und Sam nicht. Während die beiden sich langsam wieder annähern, entwickeln sie eine Ausprobierliste. Und plötzlich fragt sich Norah: War sie vor dem Unfall wirklich sie selbst?


Wenn ich die Augen schließe lag nun schon so ziemlich seit dem Erscheinen auf meinem SuB und irgendwie hat es mich im März einfach angelacht. Und dabei hat das Buch auch noch eine Premiere für mich bereitgehalten, denn tatsächlich war es mein erstes Buch von Ava Reed. Doch so gut mir das meiste auch gefallen hat, glaube ich einfach, dass die Geschichte nicht mehr ganz meinem Alter entspricht.


Was passiert in diesem Buch?

Aber jetzt zur Story: Norah ist klug, beliebt und auch noch mit dem Schwarm der Schule zusammen. Alles könnte gar nicht perfekter sein, wenn da nicht ihre nervigen Eltern und ihre kleine Schwester wären. Zumindest empfindet Norah das so bis zu einem Autounfall mit ihren Freunden. Denn, wo alle anderen ohne größeren Verletzungen davongehen, lag Norah eine Zeitlang im Krankenhaus. Und als sie aufwacht, ist irgendwie nichts mehr richtig. Wo ist ihr bester Freund Sam geblieben? Und warum fehlen die Erinnerungen an die letzten drei Jahre? Aber am schlimmsten, wo sind Norahs Gefühle hin? Alle Erinnerungen, die sie noch hat, sind in ihrem Kopf ganz ohne verknüpfte Gefühle vorhanden. Also bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich eine Liste zu machen und herauszufinden wer sie vor dem Unfall war. Nur war das wirklich die echte Norah?
„Ich fühle mich wie eine Uhr, die nicht mehr läuft. Wie ein Habicht mit gebrochenen Flügeln.“
Konnten mich die Protagonisten überzeugen?

In diesem Buch gibt es eigentlich wirklich nur Norah als Protagonistin, das Buch ist auch (fast) komplett aus ihrer Sicht geschrieben. Alle anderen Charaktere sind doch eher Nebencharaktere, auch wenn sie wirklich wichtig waren und mir sehr gefallen haben. Aber dazu später mehr.
Erst einmal zu Norah. Sie ist ein Mädchen was fast volljährig ist, gerade mitten in ihren rebellischen Teenagerjahren und gefühlt vor dem Unfall von allem genervt ist. Ganz ehrlich, vor dem Unfall mochte ich sie kein Stück. So wie sie mit ihrer Schwester und ihrer Familie umgesprungen ist, ging leider gar nicht. Ich kann nicht mal sagen, dass das typisch Teenager ist, denn ich war selbst nie so. Aber das sei mal dahingestellt. Auch hat mir Anfangs an ihr nicht wirklich gefallen, dass Norah scheinbar eine Mitläuferin war und absolut kein Rückgrat besessen hat. Denn alles was ihre Freunde bzw. ihr Freund machen wollten, musste gemacht werden, auch wenn sie sich damit nicht wohlgefühlt hat. Erst nach dem Unfall wurde dies eindeutig besser, denn ab dem Zeitpunkt hat sie selbst infrage gestellt, ob das wirklich sie war. Sie hat die Beziehung zu ihrer Familie wieder aufgebaut und auch die zu ihrem ehemals besten Freund. Im Prinzip hat sie einen Neustart geschenkt bekommen (auch wenn sich das in ihrer Situation blöd sagen lässt). Insgesamt fand ich die Entwicklung gut die Norah durchgemacht hat. Sie hat alte Entscheidungen nochmal hinterfragen und sie zum besseren wenden können. Was mich manchmal ein wenig gestört hat war, dass alles zu sehr auf sie konzentriert war. Sie hat sich nicht wirklich gefragt was ihre Entscheidungen mit ihren Mitmenschen macht bzw. gemacht hat. Ich weiß nicht so wirklich wie ich es ausdrücken soll, aber mir fehlte in der ganzen Entwicklung einfach noch etwas Spannendes. Denn so plätscherte die Geschichte nur so vor sich hin, da gab es eindeutig noch mehr Potenzial.


Und jetzt schnell noch zu den Nebencharakteren. Besonders zu Sam. Er war so ein nerdiger Typ, den ich eigentlich ganz gern mochte. Seine Vergangenheit tat mir wirklich leid und fand ich auch tragisch. Dass er allerdings alles hingenommen hat und Norah nie zur Rede gestellt hat, fand ich nicht so toll. Ich glaube so hätte sich vieles schon vorher ändern lassen. Doch was mich bei Sam wohl am meisten gestört hat, war nicht er selbst, sondern eher das seine Geschichte noch in die von Norah gequetscht wurde. Normalerweise bin ich jemand der Perspektivwechsel mag und braucht, doch hier passte es nicht so wirklich. Irgendwie hatte ich so das Gefühl, das sowohl Norahs als auch Sams Geschichte nur halb und sehr oberflächlich erzählt wurden. Hätte man die eine weg gelassen und am Rand belassen und sich mehr auf die andere konzentriert wäre wohl eine wesentlich tiefere Storyline zustande gekommen. Auch das worauf es zwischen den beiden hinausgelaufen ist, wäre für mich jetzt nicht unbedingt nötig gewesen. Aber das ist definitiv Geschmackssache.
Die anderen Charaktere, besonders Norahs Familie, mochte ich gern, auch wenn man nicht wirklich viel von ihnen mitbekommen hat. Diese waren wirklich nur am Rand vertreten und dadurch eher farblos.

Gab es etwas, was mir nicht gefallen hat?

Ich habe ja nun schon einiges angesprochen, doch etwas muss ich trotzdem noch erwähnen. Nämlich die wichtige Thematik und der Einstieg in die Geschichte. Irgendwie hat es mir alles zu lang gedauert und sich zu lange gezogen, um wirklich auf den Punkt zu kommen. Bei knapp 300 Seiten erst 2/3 lang drum herumreden bevor man die wirklich wichtigen Themen anspricht und diese zu schnell abhandelt, passte für mich nicht so richtig.

Gab es etwas, was ich noch erwähnen muss?

Ja, denn das kann ich Ava wirklich nicht absprechen, sie hat einen wirklich guten und angenehmen Schreibstil. Durch diesen ist man trotz allem in der Geschichte gefangen und kann schnell und ohne große Probleme die Geschichte lesen.
"In einem klassischen Szenario gibt es drei Gruppen: die Opfer, dir Täter und die Zuschauer beziehungsweise Mitläufer. Und obwohl uns diese Begriffe glauben machen wollen, dass die Grenzen eindeutig gezogen werden können, ist es nie so einfach."
Und auch wenn ich gerade den Umgang bzw. eher den Einstieg in das Thema Mobbing kritisiert habe, so fand ich das Thema an sich sehr wichtig und gut. Ich mochte den Umgang damit und die Aufarbeitung. Immerhin stimmt es, wie im Buch erwähnt wirklich, jeder von uns hatte schon einmal auf die ein oder andere Art damit zu tun. Und auch wenn das Thema immer präsenter wird, finde ich jedes Buch, das dieses einbindet wichtig und richtig.

Wie ist meine abschließende Meinung zum Buch?

Insgesamt kann ich nur noch sagen, dass mir die Idee und auch die Thematik von Wenn ich die Augen schließe sehr gefallen haben. Lediglich die Umsetzung war nicht so ganz meins. Dabei glaube ich, dass es tatsächlich vor allem daran liegt, dass ich nicht mehr ganz die Zielgruppe des Romans bin. Dennoch kann ich an dieser Stelle eine Empfehlung aussprechen.


Ein Buch mit einer sehr wichtigen und guten Message, doch ich war wohl nicht mehr so ganz die Zielgruppe.




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